Der blutige Thron (German Edition) by Jutta Ahrens

Der blutige Thron (German Edition) by Jutta Ahrens

Autor:Jutta Ahrens [Ahrens, Jutta]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub
ISBN: 9781310463327
veröffentlicht: 2014-07-24T22:00:00+00:00


6

Die Woche, die Asarhaddon Mirjam als Bedenkzeit eingeräumt hatte, war vergangen. Aber er war nicht zu ihr gegangen. Der Vorfall in ihren Gemächern hatte sie zu Feinden gemacht, und Asarhaddon fürchtete, sich nicht in der Gewalt zu haben, wenn sie ihn erneut zurückweisen sollte.

Mirjam aber hatte sich heimlich mit Anaxares im Garten getroffen. Sie wusste, dass es gefährlich war, aber sie war ihm eine Erklärung schuldig. Anaxares machte die Aussicht auf die nächtliche Begegnung mit Mirjam wieder zu einem Knaben, der sich vorgenommen hat, heute die Nachbarstochter zu küssen. Diese Frau hatte Asarhaddon um den Verstand gebracht, sollte er da ruhig bleiben? In der Dunkelheit gewahrte er zuerst nur ihre Umrisse, dann trat ihr Gesicht im blassen Sternenlicht deutlicher hervor. Er erblickte tiefe Trauer darin.

»Denke nicht schlecht von mir, dass ich diesen ungewöhnlichen Ort und die nächtliche Stunde gewählt habe«, flüsterte sie. »Aber unser letztes Zusammentreffen hat ein schlimmes Ende gefunden.« Hastig berichtete sie Anaxares. Dann schloss sie: »Du hast dich bemüht wie ein guter Freund und mich fast überzeugt. Ja, ich wollte Asarhaddon wieder umarmen und war fest entschlossen, alles zu vergessen, aber ich vermag es nicht. Ich bin zu schwach, um für Assyrien dieses Opfer zu bringen. Verzeih mir, Anaxares.«

Er hätte sie daraufhin sofort in die Arme reißen mögen. Bewegt antwortete er: »Ich hätte nie ein solches Ansinnen an dich stellen dürfen.«

»Dich trifft keine Schuld. Asarhaddon hat alles selbst zerstört. Er raste im Zorn, du hättest ihn sehen sollen. Dabei gab es keinen Grund, diese Kinder zu töten. Er vernichtet Menschenleben, als beseitige er Unrat. Nur mich will er nicht töten, davor schreckt er noch zurück. Aber wie lange?«

Anaxares stellte beschämt fest, dass ihm dieser Zwischenfall ganz gelegen kam. »Ich würde dir so gern etwas Tröstendes sagen, Mirjam. Dein Kummer drückt mir den Atem ab.«

»Ich muss jetzt gehen«, sagte Mirjam schnell. »Hier hat auch die Nacht Augen.«

»Geh noch nicht!«, entfuhr es Anaxares. Erschrocken über seine Kühnheit fügte er hinzu: »Das ist kein Leben für dich.«

»Die Götter verteilen gute und schlechte Lose. Ich habe wunderbare Jahre gehabt.«

»Eine Frau wie du verdient es, ein Leben lang glücklich zu sein. Wolltest du mir ein Zeichen geben …«

»Was für ein Zeichen, Anaxares?«

Dieser fasste sich ein Herz. »Ich liebe dich, Mirjam, und du weißt es. Niemals hätte ich davon gesprochen, solange es noch eine winzige Hoffnung gab, dass du dich wieder mit Asarhaddon versöhnst. Doch da es sich anders gefügt hat, weshalb solltest du an seiner Seite verkümmern wie eine Blume ohne Wasser? Auf dem Gut meines Vaters atmest du freiere Luft als hier in Assur, wo dich der Blutgeruch ersticken muss.«

Mirjam lächelte traurig. »Schon lange habe ich gespürt, was in dir vorgeht. Aber erwarte nicht, dass ich deine Gefühle erwidere. Ich schätze dich, aber du bist Assyrer wie Asarhaddon. Ihn zu verlassen, um mit dir zu leben, hieße, sich vor der Feuersbrunst auf den Scheiterhaufen zu retten.«

Anaxares atmete schneller. Dass Mirjam über seine Kühnheit nicht verärgert war, gab ihm Zuversicht. »Nein, Mirjam, du darfst nicht glauben, ich sei so gefühllos wie Asarhaddon.



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